Als ANU Bayern e.V. stehen wir für Natur- und Umweltbildung. Aber was ist mit diesen Begriffen eigentlich gemeint? Umweltbildung möchte den Menschen Wissen und Fähigkeiten vermitteln, ein umweltfreundliches Leben zu führen, das die Biosphäre möglichst wenig schädigt. Und Naturbildung bietet einen positiven Zugang zur Natur, der mit Naturerlebnissen die Schönheit und Vielfalt der Natur erfahrbar macht und die Naturverbundenheit stärkt. Diese kann dann durchaus zu umweltfreundlichem Verhalten führen, denn wer den Wert der Natur erlebt, setzt sich auch für deren Schutz ein.
Natur- und Umweltbildung sind wichtige Ansätze, um aktuelle Probleme wie den Klimawandel und den Verlust der biologischen Vielfalt anzugehen. Doch was ist, wenn wir Lösungen für heutige und zukünftige Krisen noch gar nicht kennen? Wie können wir dann wissen, welches Handeln wirklich klimafreundlich und zukunftsfähig ist? Besonders wenn die Lebensbedingungen z.B. zwischen Stadt und Land ganz unterschiedlich sind? Und die Fragen sozialer Gerechtigkeit, lokal und global, die damit verbunden sind, durchaus komplex sind und viel mit Machtverhältnissen zu tun haben?
Deshalb hat sich unsere Bildungsarbeit in den letzten Jahren in vielfältiger Weise weiterentwickelt zur BNE, der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Inhaltlich werden nun die ökologischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Dimensionen von Nachhaltigkeit miteinander verbunden. Die 17 Ziele der nachhaltigen Entwicklung, zu denen sich die Vereinten Nationen (UN) seit 2015 weltweit verpflichtet haben, bilden heute einen umfassenden thematischen Rahmen für die BNE: Neben dem Klimaschutz (Ziel 13) oder dem Schutz des Lebens an Land und im Wasser (Ziel 14 und 15) gehören dazu z.B. auch die Beseitigung von Hunger und Armut (Ziel 1 und 2), die Geschlechtergerechtigkeit (Ziel 5) bzw. Ungleichheiten zu reduzieren (Ziel 10). Alle Ziele sind wichtig und sollten immer zusammen gedacht werden. Es ist auch wichtig, Widersprüche und Dilemmata zu erkennen und abwägen zu lernen, z.B. welches Wirtschaftswachstum (Ziel 8) in welchem Land der Welt sinnvoll ist und wie nachhaltiges Wirtschaften gelingen kann, das zugleich Natur regeneriert und Menschen fair behandelt.
Methodisch gehen wir in der BNE andere Wege als in der „klassischen“ Umweltbildung: Statt fertige Lösungen für ein umweltfreundliches Verhalten zu vermitteln, die vielleicht nicht immer und für jeden funktionieren, wollen wir in der BNE unterschiedlichste Menschen in ihren Kompetenzen stärken, eigene Wege für eine nachhaltige Gestaltung der Gesellschaft zu finden. Dafür arbeiten wir weltoffen, partizipativ, inklusiv und zukunftsorientiert. Das Ziel ist dabei, gemeinsam ins Gespräch zu kommen sowie Werkzeuge und Strategien zu erproben, aktuelle und kommende Herausforderungen im Sinne eines Guten Lebens für Alle anzupacken. Dazu gehört nicht nur ein möglichst nachhaltiges persönliches Verhalten und Handeln, sondern auch politisches und gesellschaftliches Engagement.
Wie das aussehen kann, zeigt beispielhaft unser Bayernweites ANU-Projekt „KunstWerkZukunft“ aus dem Jahr 2019, denn Nachhaltigkeit lässt sich in vielen Formen ausdrücken: mit einem Schiff, das gegen den Strom schwimmt, in Kurzfilmen zum Titel „Genug für alle – für immer“ oder in einer Gemeinschaftsaktion, bei der eine finstere Fußgängerunterführung zum bunten Kunstwerk wird. In einem kreativen Prozess mit mehr als 60 dezentralen Aktionen wurden über 100 Kunstwerke geschaffen. Dabei wurden Akteurinnen und Akteure zusammengebracht, die vorher noch wenig Berührung miteinander hatten, und damit ganz unterschiedliche Perspektiven auf Nachhaltigkeit mitbrachten.
Solche Netzwerke sind die fundamentale Voraussetzung, um BNE strukturell zu verankern. Denn auch dafür stehen wir als ANU: BNE muss in allen Bildungsbereichen – in Kitas, Schulen, Hochschulen und außerschulischen Einrichtungen – methodisch und inhaltlich zur Grundlage werden: Das sind die Gestaltungskompetenzen, die wir für eine zukunftsfähige Welt brauchen.