Alles begann mit Ötzis Beil
Von Barbara Zach, Archäobotanik Labor Zach
Die Tagung „Metallisierung. Vom Kupferbeil Ötzis zum Schwazer Bergbau – Perspektiven der Zukunft der Metallisierung. Eine Spurensuche in Tirol“ vom 18. bis 21. Mai 2017 in Bozen, Schwaz, Hall war ein informativer, innovativer Austausch von Fachleuten in ungewöhnlicher Zusammensetzung. Ziel war es, sich gegenseitig über den aktuellen Stand der Forschung zum Gebrauch und Verbrauch von Metallen im Allgemeinen und Kupfer im Speziellen zu informieren, die Bedeutung der Geschichte von Metallen für uns Menschen zu verstehen und den Gedankenaustausch anzuregen, wie wir in Zukunft mit dem Gebrauch und Verbrauch von Metallen umgehen könnten. Denn: Auch Metalle werden knapp!
Die 30 Teilnehmer kamen aus Forschungszentren, Universitäten, Museen, ein Schmied, Journalisten, eine Künstlerin, ein Vertreter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, die die Tagung auch finanziell unterstützte, eine Vertreterin der Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin, Vertreter der ASPO, Association for the Study of Peak Oil and Gas, der Ludwig Bölkow System-Technik sowie eine Vertreterin der ANU Bayern waren beteiligt. Veranstalter waren die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Gesprächskreis Die Transformateure, Leuphana Unvierstiät Lüneburg sowie die Universitäten Augsburg und Innsbruck.
Die Tagung begann mit dem ersten Auftreten von Kupfer, dem ersten bearbeiteten Metall in der Menschheitsgeschichte. Es ist das Material, aus dem das Beil des Mannes aus dem Eis, der auch Ötzi genannt wird, hergestellt ist. Er liegt in einer Kühlkammer des Südtiroler Archäologie Museums Bozen und ist seit seiner Auffindung 1991 ununterbrochen Gegenstand aktueller Forschung. Das Beil aus Kupfer war es, das auf das Zeitalter hinweist, aus dem er stammt: der Kupferzeit vor etwa 5300 Jahren. Wie dieses Beil mit den zur Kupferzeit bekannten Techniken hergestellt werden konnte, hat ein Kunstschmied anhand seiner Repliken und den dafür notwendigen Arbeitsschritten sehr anschaulich und „handgreiflich“ erläutert. Bei einem Gang durch die Sonderausstellung „Heavy Metal – Wie Kupfer die Welt veränderte“ war schon zu spüren, welche enormen Veränderungen die „Entdeckung“ des Metalls für die Menschen mit sich brachte: Farbe, Schmuck und Werkzeuge waren die ersten Objekte, die sie aus Metall herstellten. Und heute?
Inzwischen ist Metall in den meisten unserer täglich verwendeten Gegenstände und nicht nur Metall - wir verwenden jedes Element unseres Periodensystems! Nicht alle sind in üppiger Menge auf unserem Planeten vorhanden. In einer Kritikalitätsbewertung jedes Einzelteils eines Elektro-Fahrrads stellte Professor Dr. Armin Reller vom Lehrstuhl für Ressourcenstrategie, Augsburg und Fraunhofer Projektgruppe für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie, Alzenau, vor, was damit in Zukunft geschieht, wenn man ökologische, soziale und ökonomische Kriterien anwendet. Die Metalle zeigen auf, wo es in Zukunft politisch kritisch werden kann. Denn bei der zunehmenden Elektrifizierung unserer Welt kommt den Metallen eine immer größer werdende Bedeutung zu: „Wir haben die Metalle mobilisiert“.
Welche wunderbaren Farben aus Kupfer und den Metallen entstehen können, wenn man weiß mit ihnen umzugehen, zeigen nicht nur die Höhlenmalereien von Lascaux. Sie sind mehr als 10.000 Jahre älter als das Kupferbeil Ötzis. Eine Künstlerin, die vornehmlich mit Kupfer und den daraus herstellbaren Farben wie dem Ägyptisch Blau arbeitet, schenkte den Teilnehmer*innen einen sinnlichen Eindruck dieser wunderbaren Farben und ihrer Wirkung anhand einiger ihrer Arbeiten. Um die weitere Ausbeutung unserer Metallvorkommen auf der Welt zu reduzieren und nicht zu verschwenden, ihren Wert zu schätzen und das Verständnis für die Kritikalität der Metalle zu vermitteln werden Konzepte gesucht. „Wie wäre es, wenn alle Handys nur noch gemietet werden und vom Hersteller zurückgenommen werden müssen?“ war eine Idee einer Teilnehmerin. Dann würden auch die Hersteller ihre Geräte so herstellen, dass sie danach wieder in die Einzelteile zerlegt und weiterverwendet werden können.
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